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Agile Führung bedeutet Teamwork

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#JAVAPRO #Agile #Teamwork

Was wir von Robin Hood und seinen Gefährten lernen können: Agilität bringt Wandel. Silostrukturen werden aufgelöst, es herrscht höhere Transparenz, das Nutzererlebnis rückt in den Vordergrund, Führungskräfte begeben sich auf Augenhöhe mit den Mitarbeitern. Diese und weitere Aspekte der agilen Transformation rütteln gehörig an den etablierten Unternehmensstrukturen. Auf der Führungsebene wirft dies die Frage auf: Wie lässt sich das alles am besten umsetzen?

Auch gestandene Führungskräfte brauchen den Mut, um weitreichende Veränderungen in ihrem Unternehmen anzustoßen. Denn wer feste Strukturen erneuern will, kann schnell als Rebell gelten. Ein Streifzug durch die Literaturgeschichte zeigt allerdings, dass dieser Begriff keinesfalls negativ besetzt ist. Im Gegenteil: Viele berühmte Helden sind echte „Change-Maker“. Ein gutes Beispiel dafür ist Robin Hood – und deshalb soll er im Folgenden als Vorbild für die Tugenden dienen, die es für agile Führung braucht. Lauschen wir in vier Akten der spannenden Geschichte, wie unser Held aus dem Sherwood Forest sein Team zum Erfolg führt. Vorhang auf!

1. Akt: Die Vorgeschichte

Das Image von Robin Hood hat sich im Lauf der Jahrhunderte gewandelt: Während die ursprünglichen Erzählungen ihn noch als gefährlichen Wegelagerer darstellen, wird er einige Zeit später zum volksnahen Patrioten. Glücklicherweise hat sich die Wahrnehmung in Bezug auf Agilität ähnlich positiv entwickelt. Die Tage, in denen agile Methoden als Weg ins Chaos geächtet wurden, weil sie – vermeintlich – blind die hierarchischen Strukturen niederreißen wollen, sind lange vorbei. Heute gilt Agilität zurecht als Helden-Modell für den digitalen Wandel. Dieser Wahrnehmungswandel liegt in den positiven Erfahrungen begründet, die seit Anfang an mit Agilität erzielt wurden. Die ersten Anwender waren kleine IT-Unternehmen oder auch überschaubare Teams innerhalb der IT-Abteilungen großer Konzerne. Heute sind agile Methoden auf Teamebene vielfach erprobt. Daher liegt es nahe den nächsten Schritt zu wagen: Nämlich das Thema Führung auf agile Methoden hin zu überdenken. Hier gilt es jedoch zunächst zwischen Hierarchie und Führung zu unterscheiden. Denn Führungsprinzipien zu verändern bedeutet nicht automatisch, dass Hierarchien abgeschafft werden. Hierarchien sollen allerdings nicht reinem Selbstzweck dienen, sondern nur soweit bestehen bleiben, wie es den Führungs- bzw. Geschäftszielen dient. Auch in Robin Hoods Truppe wird dies vorgelebt – Robin oder auch Little John treten nur in den Situationen als hierarchische Führungsfiguren auf, in denen sie an Erfahrung und Fähigkeiten weiter sind als die anderen und dadurch einen Nutzen für die Gruppe erwirken können. Grundsätzlich begegnen sie ihren Mitstreitern immer auf Augenhöhe, was nicht zuletzt an ihrer intrinsischen Motivation liegt.

2. Akt: Erfolgreiche Führung basiert auf dem inneren Antrieb

Was eigentlich hat Robin Hood dazu gebracht, seinen eigenen Weg zu gehen und für etwas zu kämpfen? Ein starkes Motiv für ihn war sicherlich, dass sein Land sich seiner Beobachtung zufolge nicht so entwickelte, wie er es als richtig und gerecht empfand – weil er seiner Heimat stets loyal verbunden war. Einen weiteren wichtigen Baustein in seinem Wertesystem hatte Robin Hood im Dienst für den legendären König Löwenherz entwickelt: Allem voran standen für ihn die Menschen und die Menschlichkeit. Hierdurch war es ihm möglich, seinem bisherigen Leben den Rücken zu kehren, ohne dadurch zu einem Außenseiter zu werden.

Auch in der Unternehmenswelt von heute brauchen Führungskräfte ein Gespür für Situationen, in denen sich Strukturen zuungunsten des eigenen Unternehmens entwickeln. Wer Loyalität gegenüber seiner Firma verspürt, hat eine starke Motivation tätig zu werden und nach neuen Handlungsoptionen zu suchen. Die Interessen der Kunden, der Mitarbeiter oder auch anderer Stakeholder angemessen zu berücksichtigen, stellt ebenso einen wichtigen Kompass dar, um den Wandel in die richtige Richtung zu lenken. Hilfreich ist dabei sich vor Augen zu halten, dass der eigene Erfolg immer auch von der Leistung anderer abhängt.

3. Akt: Robin Hoods Erfolgsrezept

Die Geschichte von Robin Hood und seinen Gefährten lässt sich in einem Satz erzählen: „Er scharte eine Bande von Getreuen um sich, setzte sich gemeinsam mit ihnen gegen die Schreckensherrschaft des Sheriffs von Nottingham zur Wehr, besiegte ihn und erlangte schließlich die Gunst des Königs.“ Richtig spannend wird es jedoch bei der Frage, wie ihm dies gelingt – als jemand, dem es an allen Ecken und Enden an Geld, Zeit und Mitstreitern fehlt? Die schwierigen Umstände kann Robin Hood wie folgt wettmachen:

  • Vision & Commitment: Robin Hood überlegt sich zu Beginn sehr genau, was seine Vision von einem besseren England ist, warum er eine Veränderung erreichen möchte. Diese macht er seinen Gefährten transparent und schwört sie alle darauf ein, indem er entsprechend Sinn stiftet. Dies fördert das gegenseitige Commitment, sich auch in schwierigen und gefährlichen Missionen zu unterstützen.
  • Nicht versuchen, die Welt allein zu retten: Robin Hood hat schnell erkannt, dass sich ein solch komplexes Unterfangen nicht allein bewältigen lässt. Deshalb versammelt er seine Gefährten Little John, Bruder Tuck und Will Scarlet. Jeder von ihnen kann mit einer speziellen Fähigkeit punkten: Ein interdisziplinäres Transitionsteam, bei dem jeder je nach konkreter Situation in den Vorder- oder auch Hintergrund tritt, die aber alle Fähigkeiten vereinen, um für die Gruppe Probleme beseitigen und Entscheidungen treffen können.
  • Rahmen schaffen & optimieren: Damit seine Gefährten optimal trainieren und agieren können, schafft Robin Hood entsprechende Rahmenbedingungen. In diesen können sie sich frei bewegen und das Wie ihres Handelns selbst bestimmen. Das heißt jedoch nicht, dass die Mitstreiter von ihrem Anführer völlig allein gelassen werden. Vielmehr überprüft er die Rahmenbedingungen regelmäßig und passt sie bei Bedarf nach gewonnenen Erfahrungswerten der Situation an. Ein Tipp für die heutige Zeit: Um die jeweiligen Input-Geber klar zu benennen, lässt sich das St. Galler Management-Modell heranziehen, das Führung nach den drei Ebenen „normativ“, „strategisch“ und „operativ“ unterscheidet.
  • Team enablen & Aufgaben abgeben: Ein wichtiger Erfolgsfaktor für Robin Hood war, dass er seine Mitstreiter Disziplinen wie dem Schwertkampf oder Bogenschießen „enabled“, die für sein Vorhaben wichtig waren. Dadurch sind sie in der Lage, im Kontext der jeweiligen Mission selbstverantwortlich zu agieren und ihre Fähigkeiten zu skalieren. Zwar konnte Robin Hoods Bande zu Beginn kein Turnier gewinnen. Sie hat ihre Fähigkeiten aber durch schnelles Feedback schnell weiterentwickelt. Das bedeutet: Es gilt eine gute Feedback-Kultur zu etablieren, die in beide Richtungen gelebt wird. Bei der Bestimmung des Freiheitsgrads der Teams kann das „Delegation Poker“ nach Jürgen Appelo („Management 3.0“) ein hilfreiches Mittel sein.
  • Kommunikation auf Augenhöhe: Robin Hoods Gruppe diskutierte gemeinsam die jeweils nächsten Maßnahmen und reflektierte im Nachgang über deren Beitrag zur Zielsetzung. Dabei brachte jeder seine persönlichen Stärken ein. Selbst Robin stellte sich in der Kommunikation niemals über die anderen. Er ließ sich im Rahmen einer vertraulichen, aber auch oft konstruktiv-kritischen Diskussion auf ihre Argumente ein und wägte das weitere Vorgehen gemeinsam mit ihnen ab. Robin Hood hatte einen ganz eigenen Humor und
    nahm sich in seiner Rolle selbst niemals zu ernst – auch das half ihm dabei, vor seinen Mitstreitern Bodenständigkeit und Augenhöhe zu wahren.
  • Bedürfnisse erkennen & danach handeln: Bei jeder Handlung ist eines besonders wichtig, nämlich die Bedürfnisse seiner Gefährten zu erkennen und sich daran zu orientieren. Hierzu gehören auch Emotionen wie Vertrauen und Sicherheit. So diente der Sherwood Forest als sichere Umgebung, in dem Dinge ohne Angst diskutiert und ausprobiert werden konnten. Heutzutage können Formate wie Communities-of-Practice und Retrospektiven einen solchen Raum schaffen, der ein Experimentierfeld darstellt, den Wissens und
    Erfahrungsaustausch fördert und so das Prinzip der stetigen Verbesserung unterstützt.
  • Vorbildfunktion wahrnehmen: Im Gegensatz zum Sheriff von Nottingham, der seine Schergen aussandte, um Robin Hood gefangen zu nehmen, war Robin selbst Teil der Aktionen und strebte gemeinsam mit seiner Gefolgschaft nach Erfolgen. Er ist sehr prinzipientreu und tritt als derjenige in Erscheinung, der als Erster seine Beute an Bedürftige abgibt. Dadurch verdient sich Robin Hood den Respekt seiner Gefährten und sie tun es ihm gleich. So zieht auch heute noch das Verhalten der Führungsriege den genauen Blick der Mitarbeiter auf sich. Dies gilt besonders in heiklen und herausfordernden Situationen. Es liegt dann ein sehr genaues Augenmerk darauf, ob die Führungskräfte sich selbst nach den ausgegebenen Leitsprüchen richten. In der Regel passen die Mitarbeiter ihr Verhalten daraufhin an – im Positiven wie im Negativen!
  • Geduld ist eine Tugend: In einer erwähnenswerten Episode setzte sich Robin Hood einem unnötigen Risiko aus. Er suchte nämlich, nur durch das eigene Ego getrieben, eine Konfrontation mit den Jägern. Dadurch riskierte er sein eigentliches Vorhaben, ohne dafür einen Fortschritt in Aussicht zu haben. Ein solcher Fehltritt ist nur allzu menschlich. Wir alle möchten, dass gewünschte Veränderungen bei uns selbst und auch anderen möglichst schnell eintreten. Somit setzen wir uns selbst oft am meisten unter Druck. Doch wenn es der Führungskraft gelingt, diese – manchmal von außen, manchmal selbst erzeugte – Erwartungshaltung bei den
    Mitarbeitern auf ein hilfreiches Maß zu reduzieren, entfalten sich oft wie von Zauberhand die zuvor blockierte Kreativität und neue Ideen. Wichtig ist, trotz aller Courage und allem Veränderungsdrang nicht übermütig zu werden. Führungskräfte sollten sich stets fragen, ob das eigene Handeln einen positiven Beitrag zur Zielerreichung leistet und aus den richtigen Motiven heraus initiiert ist.
  • Wertschätzung & Rückhalt: Robin Hood hat seine Gefährten nach einem erfolgreichen Raubzug mit einer ausgiebigen Feier belohnt. Und König Richard bot Robin einen Stand als Grafen und die Vergebung seiner Taten an. Robin akzeptiert diesen Vorschlag und erhält im Gegenzug entsprechenden Rückhalt. Eine ausgeprägte Feierkultur in Verbindung mit ausgesprochener Wertschätzung und echtem Rückhalt, in dem auch gemachte Fehler nicht als Misserfolg gewertet werden, unterstützt auch heute noch ungemein die Motivation und Innovationsfähigkeit der Teammitglieder.

Diese Punkte zeigen, dass niemand ein übermenschlicher Held oder eine übermenschliche Heldin sein muss, um den agilen Wandel als Führungskraft voranzubringen. Die Asse, die Robin Hood im Ärmel hatte, lassen sich auch im Berufsalltag in zahlreichen Situationen anwenden.

4. Akt: (Fazit) Entscheidend sind die Werte

Es sind vor allem die menschlichen Eigenschaften von Robin Hood, die auch in Führungsmodellen neue Wege eröffnen. Courage, um bestehende Muster in Frage zu stellen und Experimente auch mit ungewissem Ausgang zu wagen. Reflektion auf das eigene Handeln, damit bessere Entscheidungen für den gemeinsamen Erfolg getroffen werden können. Und letztendlich die Liebe zu seinem Land und seinen Landsleuten – sprich: dem Unternehmen und den Mitarbeitern – um neue Wege zu ermöglichen und gemeinsam höhere Ziele zu erreichen. Allen viel Mut und Erfolg, die ein bisschen mehr wie Robin Hood agieren möchten; die sich nicht von bestehenden Strukturen abhalten lassen; die ein höheres Ziel für die Mitarbeiter, das Unternehmen und schließlich sich selbst erreichen wollen.

 

Andreas Meurer ist seit sechs Jahren in unterschiedlichen klassischen und agilen Rollen für die PENTASYS AG tätig: Als Agile Coach, IT Project Manager sowie als Line Manager mit Personalverantwortung. Insgesamt bringt er knapp fünfzehn Jahre Erfahrung in der IT-Beratung mit. Andreas ist unter anderem als Projektmanager (IPMA Level D) sowie als Business Process Manager (OCEB-F) zertifiziert. Dabei fließen ständig neue Erfahrungswerte aus den beiden Welten Personalführung und Projektarbeit in seine Tätigkeiten ein, in denen er oft im Spannungsfeld von klassischen Konzernstrukturen und agiler Start-Up Mentalität steht.

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