Java im Ernstfall: Wie Eigenentwicklung Kontrolle schafft und kritische Systeme sichert

Wenn IT versagt, merkt es keiner – bis es alle betrifft.
Ob im Krankenhaus, bei der Energieversorgung oder am Flughafen: In sicherheitskritischen Umgebungen ist der stabile Betrieb digitaler Systeme keine Option, sondern Pflicht. Genau hier zeigt sich, ob Infrastruktur resilient, skalierbar und unabhängig genug gebaut ist, um im Ernstfall standzuhalten.

Ein prägnantes Beispiel ist die Fraport AG, Betreiberin eines der größten Luftfahrtdrehkreuze Europas. Wenn dort Gepäck nicht ankommt oder sicherheitsrelevante Informationen verzögert eintreffen, steht nicht nur der Urlaub einzelner Passagiere auf dem Spiel – sondern die operative Stabilität des gesamten Betriebs. Hinter den Kulissen eines solchen Drehkreuzes läuft eine hochkomplexe digitale Infrastruktur, die rund um die Uhr funktionieren muss – trotz wachsender Anforderungen, alternder Legacy-Systeme und zunehmender Sicherheitsauflagen.

Um diesen Herausforderungen zu begegnen, setzt Fraport seit Jahren auf maßgeschneiderte Softwarelösungen – entwickelt in enger Zusammenarbeit mit dem Technologiepartner XDEV. Das Ziel: Unabhängigkeit, Reaktionsgeschwindigkeit und volle Kontrolle über kritische Systeme. Technologischer Kern dieser Strategie: Java. Gemeinsam entwickeln beide Seiten digitale Lösungen für zwei besonders anspruchsvolle Bereiche des Flughafenbetriebs: Echtzeit-Kommunikation im sicherheitsrelevanten Umfeld sowie Gepäcklogistik mit strengen Compliance-Vorgaben.

Messenger statt Middleware: Java-Architektur für schnelle Kommunikation

Mit dem „FRA-Messenger“ entsteht aktuell ein plattformunabhängiges Kommunikationssystem, das operative Informationen wie Wetterwarnungen, Sicherheitsanweisungen oder Störungen in Echtzeit verteilt. Im Gegensatz zu gängigen Cloud-Messengern setzt Fraport auf eine gezielt entwickelte Eigenlösung – aus gutem Grund: Standardprodukte lassen sich in sicherheitskritischen Infrastrukturen oft nicht mit der nötigen Granularität konfigurieren oder revisionssicher betreiben.

Die Architektur des FRA-Messengers ist mandantenfähig, mobil- und desktopkompatibel und unterstützt standortbezogene Ausspielung von Nachrichten. Zusätzlich werden für jeden Flug automatisch strukturierte Chat-Räume erzeugt, in denen flugbezogene Systemdaten über Bots ergänzt werden können. Die Plattform ist vollständig Java-basiert und tief in bestehende Systeme integriert – beispielsweise über robuste Schnittstellen und APIs, die einen reibungslosen Datenaustausch gewährleisten.

Ein strategischer Vorteil: Die Eigenentwicklung sichert Fraport die volle Kontrolle über Daten, Design und Weiterentwicklung – unabhängig von Drittanbietern. Das vermeidet Vendor-Lock-ins und schafft eine zukunftssichere Kommunikationsinfrastruktur.

Legacy modernisiert: Gepäcksystem auf neuem Java-Fundament

Ein weiteres Projekt betrifft das Baggage Reconciliation System (BRS) – konkret das sicherheitskritische Modul „Finale Verladung“. Die frühere Anwendung war für Windows Mobile entwickelt worden und technologisch nicht mehr tragfähig. Gemeinsam mit XDEV erfolgte die vollständige Migration und Modernisierung.

Die neue Lösung ist plattformunabhängig, modular und UX-optimiert. Besonderer Fokus lag auf intuitiver Bedienung – ein Muss im tagesaktuellen Flughafenbetrieb. Gleichzeitig wurde die Architektur so angelegt, dass künftige Erweiterungen – etwa durch Automatisierung oder Schnittstellen zu neuen Systemen – ohne Reibungsverluste möglich sind, was die Skalierbarkeit und Zukunftsfähigkeit der Lösung sicherstellt.

Lessons Learned: Warum Eigenentwicklung sich auszahlen kann

Die Projekte zeigen: In komplexen, sicherheitsrelevanten Umgebungen kann der Verzicht auf vorgefertigte Standardlösungen ein Gewinn sein – wenn die Entwicklung agil, nutzerzentriert und technologisch solide erfolgt. Die Entscheidung für Java als technologisches Rückgrat bietet dabei den idealen Mix aus Stabilität, Skalierbarkeit und breiter Entwicklerbasis. Dass Fraport diesen Weg gehen kann, liegt auch an der engen und eingespielten Zusammenarbeit mit XDEV.

Joachim Schneider, Technik- und Systembetreuung bei Fraport, betont die Vorteile der engen Kooperation:

„Die kurzen Kommunikationswege ermöglichen eine reibungslose Projektabwicklung und schnelle Reaktionen auf neue Anforderungen.“

Die technische Umsetzung, Systemarchitektur und kontinuierliche Weiterentwicklung lagen in der Verantwortung von XDEV. Das Zusammenspiel beider Seiten zeigt exemplarisch, wie technische Eigenständigkeit und operative Anforderungen in sicherheitskritischen Bereichen erfolgreich verbunden werden können.

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